Wo Bomben, Kugeln oder Drohnen fliegen,
wo Giftgas verstreut wird und Tretminen liegen,
wo Frauen und Mädchen vergewaltigt, und genital verstümmelt werden,
wo Köpfe rollen, Ohren, Hirne oder Augen vor Dir liegen,
wo Lungen, Herzen und Gedärme auf der Straße oder an
Häuserwänden kleben,
wo abgetrennte Beine, Füße, Arme oder Hände,
verstreut um Dich herum dar nieder liegen,
wo literweise Blut in Lachen auf Asphalt oder im Dreck versiegen,
dort wollen nur die Rache und der Hass obsiegen.
Martin Heide
Birnen-Kuchen
in Grasse
Departement Alpes-Maritimes
Provence-Alpes-Cote d` Azur
Der Raps leuchtet grell und so mächtig gelb
als sei er selbst die Sonne am Himmelszelt.
Der Feldweg verschwindet am Firmament
im Irgendwo, das niemand kennt.
Die Steine, die Felsen, sie glüh` n,
die Sonne brennt gar ungestüm.
Staubwolken wirbeln als wär` `s eine Zier,
Böen spielen im Blattwerk Klavier.
Der Mistral weht Lavendel-Duft zu,
endloses Lila moiriert dazu.
Falter fischen Blüten, sind Tupfer in gelb,
Grillen konzertieren in friedlicher Welt.
Ich sitze am Tisch beim Mandelbaum
mit Birnen-Kuchen und Sahne-Schaum.
Sie hat Parfüm aus Grasse angelegt,
dass um ihr bezauberndes Wesen schwebt
und mir hilflos den Kopf verdreht,
ein Blitz schlägt ein, ich bin erregt,
Madame hat ihr blondes Haar angelegt,
was meine Sinne durcheinander fegt,
ungeschminkt ist ihr Naturell,
ihr Kleid geschmackvoll und nicht zu grell,
das ist kein Traum, sie ist ein Traum
bei Birnen-Kuchen und Sahne-Schaum.
Martin Heide
Das Geschäft
Schulden drücken Dich hinab.
Mach` jetzt bloß nicht schlapp!
Die Bank, die hat Dich in der Hand.
Ihr Zins ist Dir in die Stirn gebrannt.
Du rechnest täglich Soll und Haben,
der Schreibtisch ist Dein Kellerloch.
Lebendig bist Du dort begraben,
doch, noch lebst Du noch.
Du rennst durch den Wald
und Du duschst eiskalt;
fit fühlst Du Dich besser,
doch an der Kehle sitzt das Messer.
Wieder springt ein Kunde ab.
Mach` jetzt bloß nicht schlapp!
Okay. Setz` mal den Preis hinab!
Neue Kundschaft ist doch der Garant,
für Deinen weit´ren Fortbestand.
Doch nachts, ja nachts, da schläfst Du nicht.
Das Geld, das Geld hat mehr Gewicht.
Du denkst und denkst, Schlaf gibt es nicht,
im Dunkeln drehst und drehst Du Dich
im Morgengrau` n steht nackte Angst Dir im Gesicht.
Deinen Freigeist hat die Bank gekauft,
Existenzangst frisst Dir Deine Seele auf.
Und wie Du Dich windest,
Dich krumm machst und schindest,
Du bist leer, Du bist leer, Dich gibt es nicht mehr.
Kein Geld, kein Geld der Rucksack ist leer,
und doch, und doch ist er viel zu schwer.
Martin Heide
Frei-Fliegen
Ich steige, ich falle, doch ich stürze nicht ab,
es gibt keine Zeit und kein Dasein ist knapp,
ich bin was ich will, ohne Zweifel und Fragen,
nur fallen und steigen, da ist nichts zu klagen.
Bin ich dem Tod oder dem Leben „entflogen?“
Egal, das Herz ohne Angst, ohne Pfeil und Bogen,
ich steige, ich falle, es gibt keine Grenzen,
kein Jung, kein Alt, nur Farben die glänzen.
Ich falle, ich steige, nur Vor, kein Zurück,
die Richtung? Ich treib` bloß und ALLES ist Glück.
Martin Heide
Zeitgeist - kein Anstand
Die Lüge ist im Massengebrauch.
Die Wahrheit ist out und ausverkauft.
Nur Heuchelei steht hoch im Kurs.
Die Fassaden sind Schilde gegen Konkurs.
Der Datenmissbrauch bringt Dein innerstes Ich ans Licht,
er zeigt wohl möglich Dein wahres Gesicht – nein, so geht das nicht.
Zum Zocken sind viele gern bereit,
Investments haben freies Geleit.
Der Hochgeschwindigkeits-Aktien-Markt,
pervertiert den Handel auf übelste Art.
Auf Ernte-Erträge zu wetten, ist gewissenlose Niedertracht,
doch niemand ist da, der diesem Wahn ein Ende macht.
Nur die Rendite ist es die zählt, egal ob das die Menschen quält.
Die Börse ist der „Circus Maximus“, dem sich alles beugen muss.
Und in Nahost zeigt sich die Lüge unverdrossen,
dort werden auch mit deutschen Waffen Kinder erschossen,
trotz Grundgesetzt und alle dem, das ist ein Skandal,
niemand schämt sich – feige Bande, aber feudal.
Und die Wahrheit liegt verschlossen
im Bankschließfach aus Edelstahl.
Die systemrelevante Bank hat ein Regal
im Giftschrank der Nation,
ja, die Wallstreet-Teufel freu`n sich schon.
Verschweigen, Tar nen, Observation,
Schmiergeld, Kopfgeld, Infiltration,
das sind die Aktien der Korruption.
Ich glaube an Gerechtigkeit,
Freiheit, Recht und Einigkeit
und hoffe:
„Es ist nichts so fein gesponnen,
es kommt doch ans Licht der Sonnen.“
Und:
„Ehrlich währt am längsten.“
Und:
„Lieber weine ich bis ins Unendliche,
als vor dem Spiegel meine Selbstachtung zu verlieren.“
Und:
Anständig muss man alleine werden,
aber ohne Anstand werden wir die Welt nicht retten.
Meine größte Sorge ist,
so zu werden, wie die,
die Lügen und Betrügen,
die die Redlichkeit mit Füßen treten
und damit durchkommen.
Martin Heide
Die kleinen Fluchten
Zu Hause ist `s so öde und stumpf,
Löcher habe ich in jedem Strumpf
und Schwielen an den Händen,
die Feldarbeit, die will nicht enden.
Endlich Samstag: Heute Abend saufe ich
und mit den schönsten Mädchen amüsier` ich mich.
Die Kapelle spielt auf, Bier und Branntwein fließen,
vergessen ist die Schinderei, vom Kopf bis zu den Füßen.
Ach, wie gern würd` ich mal reisen, die Taschen voller Geld und mit allen Trümpfen – über`n Brenner nach Italien.
Doch, dafür reicht es leider nicht, denn in meiner Welt sind Löcher in den Strümpfen
und so manche Repressalien.
Da sind die Kinder anders drauf,
nehmen Pack-Stress und Reise-Hektik klaglos in kauf.
Es geht nicht mehr, daheim zu bleiben,
der Arbeitsalltag würde sie in Depressionen treiben,
sie brauchen ihre kleinen Fluchten,
weg vom Schuften und dem Unkraut zupfen.
So reisen sie, nicht, um Neues zu entdecken,
sondern um Altes zu vergessen.
Sie träumen von Veränderung, das würde neue Kräfte wecken.
Doch, sie müssen wieder kommen – ohne Geld gibt `s nichts zu fressen.
Eine Schutz-Insel, ja, da will ich gerne hin,
ein Ort, wo ich behütet bin,
wo all das Böse als Gischt am Fels zerschellt,
wo meine Zuversicht mein Gleichgewicht hält
und wo das Gute ist - in meiner und in deiner Welt.
Martin Heide
An eine ferne Prinzessin
Ihr Lächeln ist herzlich, taktvoll, so warm und so fein
und schenkt mir Momente von glückselig sein.
Sie ist ein Talent, nicht leise, nicht laut,
Ihr Wesen pendelt sich ein,
zwischen Anmut und frei sein,
nach Salz auf der Haut.
Sie kennt Ihr Metier, vielleicht Luxus und mehr,
doch oft sind auch „there“, Wege so unendlich schwer.
Nur wenige wissen, wie viel Narben sie trägt,
wie viel Enttäuschung Sie hinter glücklichen Augen vergräbt.
Narben der Haut bleiben zu seh`n,
Narben der Seele sind nicht leicht zu versteh`n.
Noch strahlt Ihr Lächeln warmherzig- rein
und schenkt mir Momente von glückselig sein.
Ich hoffe sehr und wünsche Ihr, das bleibt noch so
und erfriert nicht an eisigen Winden im Irgendwo;
schönes Mädchen vom Wunderland,
dass nie lebendig vor mir stand.
Martin Heide
prolog: er fürchtete sich vor der giftigen schlange,
die sich beim schlafen anschmiegt an seine wange,
damit sie ihm schließlich ihr gift injiziert,
als droge mit der sie ihn leicht dominiert
die spinnenschlange
er liebte sie mit solch einer intensität,
ob morgens, mittags oder abends spät,
ihre geilheit trieb ihn stets in die manie,
war es trug oder war sie eine wie nie?
eigentlich hatte er gar kein vertrauen,
erst recht nicht zu dominanten frauen,
wenn ihr blick an ihm auf und ab ging,
und sein glied dann längst nicht mehr durchhing,
tastete sie sich an ihn heran,
sah ihn einfach nur lüstern an,
ihre zunge leckte seine lippen um dann,
zu tasten, ob seine erregung gelang,
ihr geschmeidiger körper trieb ein lockendes spiel,
ihr betörender mund hatte nur eines zum ziel,
ihr atem, ihr timbre so heiß, so glühend an seinem ohr,
ihre hand rieb ihn mal zärtlich mal fest, ab und empor,
dann führte sie seine zittrige hand,
an ihren schoss und ließ ihn spüren, wie sehr sie empfand,
entfesselt, bestimmend und grenzenlos intim,
tanzte sie schließlich ihren merengue auf ihm,
er zeriss ihre mieder,
sie kam wieder und wieder,
er ejakulierte in schlips und kragen,
das hat sie gewollt, er musste nichts sagen,
er drang nicht in sie ein, sie rieben sich nur,
feuchte wäsche blieb die einzige wollust-spur,
wie oft hatte sie sich das erträumt, dabei masturbiert,
wie sein Glied anschwillt und sie seinen climax diktiert,
wie seine hände ihre schenkel massieren,
wie seine finger nicht nur ihre Vulva berühren,
seine schönen, schlanken finger in ihrem schritt,
verriet sie ihm einst entzückt,
machten sie nass, gepflegte „papa-hände“
wären eben ihr schlüssel zum glück,
die sexuelle prägung versage halt nie,
ein miststück ist eben auch ein genie,
sie beherrschte mithin all seine sinne,
ihr ohrring war eine silberne spinne,
er fürchtete sich immer vor einer giftigen schlange,
doch er saß im netz einer haarigen spinne – ihr gift wirkte lange
martin heide
Leinen los!
Leinen los! Das Schiff legt ab,
Die Glocke klingt, die See ist glatt.
Weg vom Alltag, schon steht die Uhr,
Hektik adieu, Leben pur.
September, der Sommer wird leider schon blasser,
doch die Sonne schwimmt immer noch im Wasser.
Unendlicher Himmel, endloses Meer, werden eins am Horizont,
wandeln sich in allen Farben, bis der Sternenhimmel kommt.
Hm, diese Briese: Sie streichelt mich, ohne dass ich darum bitte.
Sie ist nicht heiß, sie ist nicht kalt, sondern eine milde Mitte.
Ich lss` den Dingen ihren Lauf,
mich zu erinnern: Das hört auf.
Die Luft ist klar,
wie eine Fernsicht von zu Hause bis nach Sansibar.
Ich rieche eine unberührte Pflanzenwelt,
Tiere, die man für Exoten hält.
Ich rieche Sandstrand, Abenteuer, Insel-Schätze,
Freiheit, statt unentwegter Workaholic-Hetze.
Dort hinten ist sie jetzt zu seh`n,
ein Fleck, der auf dem Wasser schwimmt.
Meine Neugier möchte übers Wasser geh`n,
denn meine Phantasie, die spinnt.
Ich hänge in den Wanten, ich blicke stur g´rad` aus.
Endlich: Anker werfen, Segel lichten, Beiboote raus.
Ich springe an Land - mit Pumas Füßen,
leicht, voll Freude – die Pflanzen sprießen.
Oh, wie lange haben meine Füße,
den kühlen, nassen Sand nicht mehr gespürt?
Und wie viel Stunden, Wochen, Jahre,
war mein Herz vom Alltag eingeschnürt?
Ich platze vor Eifer, ich kann ihn nicht verstecken,
hier bin ich nun, um Neues zu entdecken.
Martin Heide
Einsamkeit
Da zieht dein Leben so an dir vorbei
und plötzlich stellst du dir unausweichlich die Frage:
Wem ist eigentlich wirklich etwas an Dir gelegen?
Und du erschreckst dich, weil dir niemand in den Sinn kommt.
Keinem bist du wichtig, desillusioniert wird dir klar,
dass du gar keine Freunde hast.
Alle schwimmen sie im Internet und glauben,
sich dort über Wasser halten zu können;
auf der Suche nach dem Kick, dem Glück,
der Freiheit und dem inneren Frieden mit sich
selbst und bemerken nicht, dass sie manipuliert,
und in einer Welt gefangen gehalten werden,
die ihnen die Erfüllung ihrer Sehnsüchte nur
vorgaukelt und ihre Dispositionen für Vertrauen,
Empathie, Respekt und Verantwortung zerstört.
Fortsetzung: Siehe rechts! (Likes und Follower)
Hikikomori
Der schmerzlichste Bodensatz menschlicher
Beziehungen ist die GLEICHGÜLTIGKEIT.
Oft bin ich verzweifelt: Wie können die Menschen nur so
ACHTLOS und so GRAUSAM zu einander sein?
Die Fassaden, sie glänzen, doch im Innern lebt „Kain.“
Ihre Seelen sind Seelen der
FEINDSELIGKEIT.
Ihre Herzen sind Steine der Kälte und
der UNDURCHDRINGLICHKEIT.
Lieber schließe ich mich weg und lebe forthin wie ein Eremit,
denn draußen überall, ist die NIEDERTRACHT der Parasit,
der in vielen Hirnen giert und die Empathie gefräßig ausradiert.
Martin Heide
Noch mal rumdrehen
Draußen ist es heute nass und
Wolken auf Dächern sorgen dafür,
dass das Licht dunkelgrau bleibt.
Ich fühle mich trotzdem geborgen, wie die Katze,
die im Winter auf dem warmen Ofen-Sims schläft.
Leider ist mein Computer konvertiert – er „Is` la(h)m.“
An meinen Hemden gehen die Knöpfe ab,
Gleiches passiert derzeit mit meinem
geistigen und seelischen Zustand.
Mein Verstand liegt vor mir auf dem Boden
und hat die Bindung zum Kopf verloren.
Bindungen, die meiner Seele guttun, und Unmut,
haben sich aufgelöst.
Ja, manchmal falle ich aus dem Fenster.
Hoch, aus dem zweiten Stock -
an meinen Kindheitsalptraum erinn` re ich mich noch.
Ich könnte über die Plastik verpestete Welt schreiben,
ein Bild dazu malen oder gar ein Lied dazu komponieren,
doch heute hab` ich keinen Hunger.
All meinen Lieben geht es gut,
ich brauche keine Angst zu haben, dass sie sterben.
Also bitte, auf meine alten Tage, bin ich doch noch entspannter geworden.
Hm, ich lieg` bequem,
genieße es, nicht aufzusteh`n,
umhüllt von Daunenfedern
- und dreh` mich noch mal um . . . .
Martin Heide
Von Gott und dem Teufel … und (s)einem teuflischen Diener
Mit Pickel und Spaten
gings in den Garten.
Er war nicht in Gewissensnöten
- schon Herodes ließ Kinder töten.
Also, warum auf seine innere Stimme hören?
Kinder zu töten hieß: Glauben an Gott zu schwören.
Er, der jeden Menschen zu sich nahm,
egal ob verlogen, grausam, arm oder warm.
Eine Eule, die in die Nacht hineinrief,
begleitete ihn, als er beim Graben auf Knochen stieß.
Verdammt, lag dort ein Jüngling, der schon vor Jahren zu ihm kam?
Einer von jenen, den er in seine christliche, gnädige Obhut nahm?
Verpackt in zwei, drei Plastiksäcke,
in die er nun ein Loch gestochen hatte.
Geruch von Verwesung stieg ihm in die Nase
und er entleerte seinen Magen, den Darm und die Blase.
Eigentlich vergrub er seine Opfer nackt,
doch dieses schien noch eingepackt.
„Und nun?“ Fragte er sich: Ein neues Grab ausheben
oder den neuen Schützling auf den Alten legen?
Gut, er dachte, das sei das aller Beste,
zerriss den Sack, heraus fielen die Reste.
Dann legte er den neuen Knaben
auf den alten Knaben – Gott wollte es so haben.
Als er den nackten Jungen so vor sich liegen sah,
wuchs sein Glied und er rieb es, bis es ihm gekommen war.
Dieses Gefühl war die Quelle seiner grausamen Taten.
Das Wiederholen dessen, erzeugte einen Friedhof im Garten.
Sein nicht kontrollierbarer Trieb und sein potenter Penis,
brauchte nur Sühne, Wegseh` n und das Beichtgeheimnis.
Den Plastik-Sack verbrannte er im Kamin,
seine Soutane wusch er mit Seife und Jasmin.
Vor dem Kreuz, bäuchlings auf dem Kirchenboden liegend, betete er
und seine weltlichen Sünden, die verzieh ihm Gott der Herr.
Martin Heide
Ein kleines Gedicht
Lyrik, Poetik, Haiku.
Metrum, Hebung, Anapäst.
Trochäus, Jambus, Daktylus.
Metapher, Anapher, Epipher.
Kadenz, Klimax, Monolog.
Neologismus, Archaismus, Pleonasmus.
Litotes, Hyperbaton, Dialog.
Semantik, Redundanz, Rhetorik.
Heinrich von Veldeke, Oxymoron.
Walther von der Vogelweide, Lyra – viele Köpfe hat die Hydra.
a das ist für dich
b ich armer wicht
a ein kleines gedicht
b das ist kein gedicht
a wieso denn nicht
b so geht kein gedicht
a wie geht ein gedicht
b das weißt du nicht
a was ist ein gedicht
b wenn `s lecker ist
a ich kann wohl ein gedicht
b das kannst du nicht
a doch ich schreib` wie es ist
b nein du kennst die regeln nicht
a ach ohne ordnung geht es nicht
b ja das schmeckt doch keinem nicht
a mir schmecken regeln aber nicht
b hm ohne vorschrift kein gedicht
a ach leck mich das entscheidest du doch nicht
Martin Heide a mich kümmert nur was mich rührt.
Sich schön machen
In einer Stunde ist es so weit;
beide sind für den Cocktail bereit.
Über ihr Leben bestimmen, das ist ihr Wille,
sich von den Leiden lösen, selbst-bestimmt in Stille.
Sie machen sich schick, sie wollen würdevoll geh`n;
beide lieben sich, weil über der Provence die Winde weh`n.
Der Mistral hatte ihr den Hut vom Kopf geweht
und sich vor seine Füße gelegt.
Fortan waren sie ein Paar und blieben einander treu,
sie Journalistin und er Kapitän – Schiff ahoi!
Er trägt jetzt Nadelstreifen, Lackschuhe und eine Rose im Knopfloch;
oh, ihr Duft, ihr Parfüm fangen in jetzt noch.
Sie steht vor dem Spiegel und schminkt sich dezent,
etwas Rouge, etwas Wimperntusche, nicht dekadent,
die Perlenkette von Pierre Cardin,
passt zu ihrem Wesen ganz wunderbar.
Ihr Kleid in Azur, dazu adäquat der Bläser, sitzen wie vor vierzig Jahren;
als Moderatorin, die Fakten im Focus, ist sie den Heuchlern in die Parade gefahren;
lackierte Fingernägel, bordeauxrot, wie die Lippenstift-Farbe auf ihren Lippen,
so kannte man sie, eine ganze Nation, stets forsch, etwas schmal auf den Rippen.
Nun nehmen sie Abschied, es ist alles besprochen und alles geschrieben;
genug vom Haarausfall, von Schmerzen und Siechen – das Gift kommt um Sieben.
Martin Heide
Ich will fort
Grad` hab` ich mich vollgeschissen.
Ich mag nicht mehr. Ich schäm` mich so.
Du sollst mir nicht den Arsch abwischen,
weil ich`s nicht schaffe bis auf `s Klo.
Sediert, lieg` ich hier im Gitter-Bett, seit Wochen,
und komme nicht mehr raus und nicht mehr weg,
meine Arme sind ganz grün und blau gestochen,
mein Hirn ist voll von Tranquilizer-Dreck.
Die Nadelstiche jeden Tag,
sind in der Tat kein Segen,
ja, alle Assis müh`n sich brav,
und finden nicht die Venen.
Ich esse nichts, ich mag nichts mehr,
ich kack` mich sonst bloß wieder ein.
Gut, dass ich keinen Hunger spür`,
dann gibt`s auch keine Stinkerei` n.
Bitte, bitte lass` mich los!
Meine Schmerzen sind so groß.
Da, wo ich jetzt hinwill,
da ist es himmlisch still.
Gewiss sieht`s dort ganz anders aus,
ganz anders als bei uns zu Haus`.
Doch bitte Liebes lass mich geh`n! Ich muss nun baldigst fort.
Bestimmt gibt es ein Wiederseh`n, an ebenjenem Ort.
Ich bin dann für immer dort, darauf gib ich Dir mein Wort.
Martin Heide